Freundeskreis Asyl Schmitten
Freundeskreis Asyl Schmitten

Über uns

Wie alles anfing....

...im Sommer 2012 gab es von Seiten eines Schmittener Hotelbesitzers das Bestreben, sein Hotel „Haus Freund“  einem Investor zu verkaufen, der daraus eine Asylunterkunft machen wollte. In der Gemeinde sprach sich herum, dass dort 70-80 männliche Asylbewerber untergebracht werden sollten.

Es bildete sich Widerstand gegen dieses Vorhaben, eine Bürgerinitiative gründete sich und bald haftete Schmitten der Ruf von Fremdenfeindlichkeit an.

Aus verschiedenen ökonomischen Gründen wurde es nichts mit der Sammelunterkunft, aber der Ruf blieb.

 

 

Und plötzlich waren sie da!

Anfang Oktober 2013 werden Schmitten die ersten 5 Flüchtlinge vom Kreis zugewiesen.

Herr Chrupala, Leiter der Ev. Familienferienstätte Dorfweil, stellt Zimmer und Verpflegung zur Verfügung.

Ich erfahre davon Mitte Oktober. Am 26.10., einem Samstag, gehen meine Freundin Ingeborg Lingner und ich, Ilona Fritsch-Strauss, bepackt mit Kuchen, Tee, Kaffee und kleinen Gastgeschenken in die Ferienstätte, um die Neuankömmlinge in unserer Gemeinde zu begrüßen.

Wir treffen auf ein irakisches Ehepaar und eine Frau aus Mazedonien, das junge Paar aus Somalia ist nicht da. Obwohl wir keine gemeinsame Sprache miteinander sprechen können, verstehen wir uns. Als der Mann einen Anruf auf seinem Handy bekommt und danach in Tränen ausbricht, sind wir auch sofort emotional involviert. Irgendwie finden wir heraus, dass im Irak seine Schwester an einem Herzleiden verstorben ist.

Der Neffe aus München kommt nach Schmitten, um zu trösten, er ist bereits in Frankfurt, und sofort haben wir unsere erste Fahrt zur U3 nach Oberursel, um ihn abzuholen. Kaum 3 Stunden sind vergangen, und wir liegen Bassam und Nissan in den Armen, die uns danken für unsere spontane Hilfe.

Wenige Tage später sind alle 5 bei uns zu Hause. Wir kochen zusammen und schauen uns auf youtube Hochzeitsvideos unserer verschiedenen Kulturen an. Wir bekommen auf google maps Mosul und Lalisch, die heilige Stätte der Jesiden gezeigt. Wir sehen Videos von der Überfahrt übers Mittelmeer nach Italien, die das junge somalische Paar hinter sich hat. Wir kommunizieren mit Händen und Füßen, und vor allem mit Lächeln und Freundlichkeit.

Weihnachten feiern wir zusammen, da spielt es keine Rolle ob Muslim, Jeside, Christ oder Jude.

 

Wir legen los

…. am 5.11. beginnen wir mit Deutschunterricht, Herr Chrupala stellt in der Familienferienstätte einen Raum zur Verfügung.

 

Die junge somalische Frau erleidet eine Fehlgeburt, Krankenhaus und Arztbesuche beginnen.

 

Manchmal hilft Singen gegen Traurigkeit, unser Chor nimmt Vezira aus Mazedonien freundlich auf.

Idris, der 22-jährige Somalier, wird vom Fußballverein JFC Eintracht Feldberg mit Fussballschuhen und Trikot ausgestattet und kann endlich wieder Fußballspielen und seine Sorgen für einige Zeit vergessen.

 

Mitte November: Iich nehme Kontakt zur Ev. Kirchengemeinde auf und werde zum Treffen des Ökumenischen Arbeitskreises eingeladen. Pfarrer Wildfang hat schon seit 2 Jahren ein Aktionspapier in der Schublade, das sich damit beschäftigt, was zu tun ist, wenn Flüchtlinge in die Gemeinde kommen. Offene Türen für uns.

 

Im Dezember kommen weitere Flüchtlinge.

 

Am 16.1. 2014 gründet sich der Freundeskreis Asyl Schmitten.

Wir sind zu acht.

Die Presse berichtet über uns. BürgerInnen melden sich mit Sachspenden.

 

Der 1. VHS Deutschkurs kann beginnen. Die Bürgerstiftung Schmitten überreicht einen 1.000 € Scheck für die Finanzierung, das Seniorenzentrum SILBERGRAU e.V. stellt kostenlos einen Raum im Schmittener Zentrum zur Verfügung.

 

Im Februar kommen weitere Flüchtlinge.

 

Wir unterstützen mit/bei:

- Sachspenden von Neugeborenen Erstausstattung bis 6 Sitzer-Sofa

- Patenschaften

- Fahrten zu Großmärkten und türkischen Lebensmittelgeschäften

- Terminen und Arztbesuchen, Atteste besorgen

- Notfällen

- Anwälte finden, Kosten übernehmen und Kommunikation zw. Mandanten und Anwälten

- Bankkonteneröffnungen

- Finden von Beratungsmöglichkeiten (Caritas, Diakonie, Vitos Ambulanz etc)

- Formalitäten mit Ausländer- und Sozialamt, Krankenkassen, Standesamt und Jobcenter

- Kommunikation mit den Schulen und dem Kindergarten

- Deutschkursen

- Jobsuche

- Wohnungssuche

- Schulpraktika für „Girlsday“ besorgen

- die ausländischen Jugendlichen in den Jugendclub in Schmitten einführen

- touristischen Fahrten nach Frankfurt

- Integration ins Gemeindeleben (Vereine, Veranstaltungen)

- Teetrinken, miteinander sprechen und da sein!!!!!

 

Der Freundeskreis wächst und trifft sich in ca. 6 wöchigem Abstand.

Patenschaften für Flüchtlingsfamilien werden übernommen. Wir sind kein Verein, jede/r kann sich nach eigenen Fähigkeiten und zeitlichen Möglichkeiten einbringen.

Zu den Treffen kommen auch sprachkundige (deutsch oder englisch) Flüchtlinge.

Wir beraten gemeinsam, was als nächstes zu tun ist.

Wir tauschen uns zwischendurch über eine Internet-Plattform aus, telefonieren oder treffen uns in kleineren Abständen.

 

Aktivitäten u.a.:

- Wanderung nach Treisberg mit Picknick

- kleine Einführung in das Imkern mit einer ortsansässigen Imkerin

- Stricken und Häkeln im Seniorenzentrum SILBERGRAU

- Kreativnachmittag für Frauen in Pfaffenwiesbach

- Pflaumenernte in einem Privatgarten

- Hilfe bei der Gartenarbeit rund um die Laurentiuskirche in Arnoldshain

- einige Flüchtlinge unterstützen die Umweltpaten (UMPAS) und sammeln Müll

 

Im Juli 2014 machen wir zum Ende des Ramadan unser 1. Sommerfest im Garten der Familie Petschull mit viel gegrilltem Hammelfleisch, Zelt und Dixie-Klo

Tanz und Gesang inklusive.

 

Gemeinsamer Besuch des Dorffestes in Dorfweil mit Tanz bis spät in die Nacht.

Open-Air Kino in Neu-Anspach, eine Komödie, alle können lachen.

 

Im September macht der „Freundeskreis Asyl Schmitten“ gemeinsam mit Pfarrer Wildfang und den Konfirmandinnen und Konfirmanden der Ev. Kirchengemeinde eine Aktion zum “Internationalen Tag des Flüchtlings“ in Schmitten.

In zentraler Ortslage werden von den Flüchtlingen beschriftete Papierschiffchen an Schmittener BürgerInnen verteilt.

 

Im Oktober 2014 veranstaltet die Katholische Kirchengemeinde einen großen Kaffeenachmittag.

 

Am 10.1. 15 machen wir im Dorfgemeinschaftshaus in Brombach ein großes Winterfest, die Gemeinde stellt uns den Raum kostenfrei zur Verfügung. Über 100 Menschen kommen und feiern.

21.3.15 „Internationaler Tag gegen Rassismus“,  wir eröffnen das „Willkommenscafe Miteinander“, es wird jeden 2. Samstag im Monat in den Räumen des Vereins „SILBERGRAU“ von 15-17 Uhr für Flüchtlinge und Schmittener BürgerInnen Gelegenheit schaffen, sich kennenzulernen. 

 

Juni 2015 Pfarrer Wildfangs KonfirmandInnen spenden ihre Konfigabe dem Freundeskreis Asyl. DANKE!

Juli 2015 unsere erste Zusammenarbeit mit der Freiwilligen-Agentur Usinger Land (Frau Bröse) findet statt.

Uschi Wittfeld (Kreativpädagogin), Matthias Schmitt (Hozlbildhauer) und andere aus dem Freundeskreis leiten eine Kreativwerkstatt im Ev. Gemeindezentrum Arnoldshain. Männer, Frauen und Kinder aus der Flüchtlingsgemeinschaft basteln, sägen und hämmern bei schönstem Wetter. Endlich wieder einmal produktiv sein können! Talente werden sichtbar.

Die wunderschönen Objekte werden auf dem Laurentiusmarkt im Juli verkauft.

Auch das selbstorgansiert von unseren aktiven Frauen aus Albanien.

Immer mehr Menschen kommen aus Kriegsgebieten zu uns. In Syrien, im Nordirak und Afghanistan herrschen Krieg und Vertreibung. Terroristen ermorden Andersdenkende auf brutalste Art und Weise.

Deutschland wird der Zufluchtsort für fast eine Million Menschen.

Auch in unserer Gemeinde steigen die Zahlen der AsylbewerberInnen. Im Moment (Januar 2016) sind es rund 150 Menschen, die in verschiedenen Unterkünften untergebracht sind.

 

Zum Glück wächst auch die Hilfsbereitschaft unter den Schmittener BürgerInnen. Unserem Freundeskreis gehören aktuell ca 50 Menschen an.

Wir geben uns eine erweiterte Struktur, bilden Arbeitsgruppen zu unterschiedlichen Themen (Patenschaften, Kinder, Deutschunterricht, Jobs, Kultur, Recht u.a.).

Es wird ein Organisationsteam gebildet und Thomas von der Ohe, Psychologe, leitet die Supervisionsgruppe. Hier können wir über uns und unsere Arbeit sprechen, schwierige Situationen beleuchten. Thomas ist auch Ansprechpartner für neue interessierte Ehrenamtliche.

Jede/r kann bei uns nach Fähigkeiten und Zeitbudget mitmachen.

Fortbildungen werden angeboten über verschiedene Träger.

 

Auf der politischen Ebene wird im Dezember 2015 durch das Gemeindeparlament ein Runder Tisch verabschiedet. An ihm sitzen der Bürgermeister, Menschen aus der Verwaltung, Mitglieder des Freundeskreises, Hausärzte, VertreterInnen der Kirchen und natürlich eine Delegation unserer Flüchtlinge.

In einem bestimmten Turnus werden hier relevante Themen besprochen, kann sich ausgetauscht werden. Andere in der Flüchtlingsarbeit Tätige werden nach Bedarf dazu geladen.

Der Runde Tisch ist Zeichen dafür, dass Schmitten die gesellschaftliche Aufgabe annimmt und dazu beiträgt, Flüchtlinge während der Dauer ihrer Asylanträge aufzunehmen und nach ihrer Anerkennung zu integrieren.

 

 

 

Was uns gelungen ist:

Wir konnten in 2 1/2 Jahren ein gut funktionierendes Netzwerk in unserer Gemeinde aufbauen. Wir sind vertrauenswürdige AnsprechpartnerInnen für die Flüchtlinge geworden. Ein intensiver Austausch zwischen den Kulturen findet statt.

Die Schmittener BürgerInnen interessiert unsere Arbeit. Sie unterstützen mit Sach- und Geldspenden und Engagement.

Wir sind überparteilich und interkonfessionell organisiert. Für uns zählt allein die Menschlichkeit. Wir setzen uns ein für eine Willkommenskultur, die das Fremde als Bereicherung und Inspiration erlebt. Wir unterstützen aktiv die Integration von Flüchtlingen in unsere Kommune und gelangen darüber zu einem stärkeren Gemeinschaftsgefühl untereinander.

Jede/r, der sich beteiligt, fühlt sich bereichert und beschenkt und gemeinsam erleben wir, dass es doch geht:  Miteinander leben.

Unser Engagement wurde vom Hochtaunuskreis geehrt geehrt.

 

Wir werden von der Presse wahrgenommen und journalistisch begleitet.

 

 

 

Die großen Erfolge:

Bassam und Nissan wurden im März 2014 nicht in den Nordirak abgeschoben.

Idris aus Somalia hat eine Arbeitsstelle in Schmitten gefunden.

John aus Eritrea, Zabi aus Afghanistan und Ildi aus Albanien arbeiten Dank einer Maßnahme des Kreises und der Bereitschaft des Schmittener Bürgermeisters auf dem kommunalen Bauhof.

20 Menschen sind als Flüchtlinge bisher anerkannt worden.

3 gesunde Babies sind geboren worden: Henon, Osman und die kleine Miski!

Wir haben den 8. Deutschkurs laufen!

 

Wir erleben täglich die große Dankbarkeit, die uns unsere neuen MitbürgerInnen entgegenbringen. Herzliche Beziehungen entstehen. Freundschaften.

Junge Menschen interessieren sich und wollen helfen. 3 KonfirmandInnen machen ihr Sozialpraktikum bei uns.

 

...bestimmt haben wir vieles vergessen zu nennen, das Leben ist schnell und aufregend.

 

 

 

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

 
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